Südtour - Kurz und Glatt

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Nord-Schwarzwälder Kaffeefahrt

Auch erschienen im Reiseführer "SCHWARZWALD auf dem Motorrad entdecken - BASECAMP SPEZIALAUSGABE" Tour 4 aus 10 (S. 68 - 83).

Text: Werner Kirchhoff, Victoria Kuhn

Bilder: ADDI creare-imagos, Franz Kirchhoff


Entspanntes Cruisen auf verschlungenen Wegen ist auf dieser, vergleichsweise kurzen, Tour am Rande des nördlichen Schwarzwaldes angesagt. Von Bad Wildbad mit seinen prominenten Thermalbädern geht es abseits vielbefahrener Routen über die Hochfläche der Enz-Nagold-Platte mit dem Meistern vorbei an Freudenstadt bis in den Bereich des mittleren Schwarzwaldes.

Enzaufwärts starten wir diese Tour in südlicher Richtung über den zu Bad Wildbad gehörenden Ortsteil Aichelberg. Auf der Hochfläche des Meisterns genießt man auf 780 Metern Höhe einen herrlichen Blick auf die Schwäbische Alb.

Geschichte pur

Auf unseren Ausgangsort Bad Wildbad sei hier einmal etwas näher eingegangen. Traumhaft schön, eingebettet in eine malerische Landschaft liegt die Stadt im großen Enztal an einem Nebenfluss des Neckars zwischen der nördlich gelegenen Goldstadt Pforzheim und dem südlichen Freudenstadt. Die Kurstadt, zum Landkreis Calw gehörend, hieß bis 1990 Wildbad im Schwarzwald und gehört zur Region Nordschwarzwald. Bad Wildbad besteht heute aus den ehemaligen Gemeinden Aichelberg, Calmbach und Wildbad.

Road Book

Hofstett – Berneck – Haiterbach – Horb – Glatt – Dettingen – Schopfloch – Waldachtal-Vesperweiler - Pfalzgrafenweiler – Wörnersberg – Erzgrube – Göttelfingen – Poppeltal – Enzklösterle – Bad Wildbad

GPS-Daten

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Bereits 1345 wird Wiltbade erstmals urkundlich erwähnt und schon während des 15. Jahrhunderts erscheint es als bedeutender Badeort für viele Adlige und hochgestellte Gäste. Durch Förderung der Grafen, Herzöge und Könige von Württemberg nahm Wildbad in den folgenden Jahrhunderten einen stürmischen Aufschwung: moderne Badegebäude, das Herzogliche Palais, die Kuranlagen sowie unzählige Hotels und Gasthäuser entstanden.

Prominente Thermalbäder

Der Kurort gehört heute zum Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord und ist berühmt für seine heilende Kraft aus Luft und Wasser. Neben den Thermalbädern wie dem Palais Thermal und dem König-Karls-Bad (heute Forum und Haus des Gastes) zeugen noch heute zahlreiche Bauwerke von der Kurhistorie einer großen Vergangenheit.

Insbesondere die Katholische Kirche St. Bonifatius, die Evangelische Stadtkirche, die Englische Kirche, das Königliche Kurtheater, der Maurische Pavillon und die Gartenhalle im Jugendstil sind dabei zu erwähnen. Zu den städtebaulichen Zeugnissen der Moderne zählen dagegen die Neue Trinkhalle sowie die Vital Therme.

Darüber hinaus gibt es ein Heimatmuseum sowie den Baumwipfelpfad und die Wild Line Hängebrücke. Dies übt auf Gäste bis heute eine starke Anziehungskraft aus. Bad Wildbad steht heute für Baden und Saunieren, Bummeln und Spazieren, Kutschfahrten, Wandern, Rodeln. Die Stadt ist bei Familien genauso wie bei Abenteuereren, Kulturbegeisterten, Jung und Alt beliebt. Hier treffen Tradition, Moderne und Natur in einzigartiger Weise aufeinander.

Kultur und Natur

Jedes Jahr im Juni und Juli organisiert die Kurstadt außerdem die Aufführungen des Opern- und Musikfestivals „Rossini in Bad Wildbad“ (Belcanto Opera Festival). Dieses widmet sich Werk und Epoche Gioachino Rossinis, der 1856 als Kurgast in Wildbad weilte. Im Sommer findet ebenfalls die Enzanlagenbeleuchtung mit Brillantfeuerwerk sowie der iXS German Downhill Cup statt. Winterzauber im Kurpark sowie das traditionelle Fassdaubenrennen auf dem Sommerberg sind Höhepunkte der kalten Jahreszeit.

Die rund um den Kurort liegende Berg- und Tallandschaft bietet erholsame Wandermöglichkeiten über die dicht bewaldeten Bad Wildbader Höhenzüge des Sommerbergs und Meisterns. Ebenso sind alle von hier aus zu erlebenden Ausflüge in die beliebten Nachbarregionen Highlights eines jeden Schwarzwaldaufenthalts mit neuen und attraktiven Erlebniswerten.

Unser Weg aus Bad Wildbad heraus führt uns zunächst Richtung Hofstett und somit über die Enz-Nagold-Platte, die ihren Namen von den beiden – sie begrenzenden – Flüssen Enz und Nagold hat. Dabei verläuft die Enz am nordwestlichen und die Nagold am östlichen sowie südlichen Rand.

Entlang dem Köllbächle

Im zu Neuweiler gehörigen Hofstett jagte einst der Württembergische Herzog, weshalb es hier von 1715 bis 1768 ein Jagdschloss gab. Dieses existiert allerdings heute nicht mehr. Seine Balken wurden schon vor langer Zeit im örtlichen Pfarrhaus verbaut. Über diese und die anderen spannenden Zeiten bis in die Gegenwart hinein informiert die Ausstellung im örtlichen Heimatmuseum.

Der Hohe Mantel

Wir machen Halt am See in Berneck – von hier hat man den besten Blick auf die Burg, die heute ein Museum beherbergt, und die das Örtchen dominierende Schildmauer, den so genannten Hohen Mantel.

Entlang des Köllbächles geht es hinunter, bis dieses Bächlein in die Nagold fließt. Hangseitig dominiert die prächtige Fachwerk-Kulisse Altensteigs die ganze Ortsdurchfahrt. Nun heißt es erstmal ein paar Kilometer machen. Bei rauschender Fahrt lassen wir es in Richtung Süden geradezu fliegen. Von Haiterbach geht es über Talheim weitet nach Horb. Und da ist er schon wieder – der Gedanke an den schönen Reim zu Horb: „Kommst du nach Horb, bist du Hahn im Korb“.

Wahrlich ein Ohrwurm, der heute aber mehr denn je unterlegt ist von Fakten, die sich sehen lassen können. Als heutige Hochschulstadt – Duale Hochschule Baden-Württemberg – und größte Gemeinde des Freudenstädter Landkreises, ist Horb seit Anfang der 1980er Jahre große Kreisstadt und damit zugleich ein Mittelzentrum in der Region Nordschwarzwald.

Die Altstadt, geprägt von Fachwerkhäusern und schmalen Gassen, lässt die heutige Wirtschaftskraft dieses lieblichen Ortes nicht annähernd vermuten. Denn das zur Gemarkung Horb gehörende außergewöhnlich große Flächenangebot zahlt sich heute ebenso gut aus wie die geostrategisch optimale Lage, direkt an der Bodenseeautobahn – oder wie wir sie nennen „Spätzlehighway“. Hinzu kommt die Nähe zur Schwabenmetropole mit ihrer großen Automobilindustrie.

Auf verwinkeltem Wege erreicht man über Haiterbach und Horb das Wasserschloss in Glatt. Hier, im Schlosscafé mit großer Garten-Terrasse, passt alles: Lage, Kunst und Kultur gepaart mit der Auswahl von leckerem Kuchen. Der Verkaufsschlager ist eine übergroße originale Schwarzwälder Kirschtorte.

Nach den Serpentinen von Dettingen schlängelt sich der Weg durchs Dießener Tal und über Schopfloch vorbei an den Fischer-Werken, die Dübel herstellen, bis zur sehenswerten „Mönchhof-Sägemühle“ im Waldachtal. Nur knapp 150 Meter Luftlinie von dieser entfernt, thront die Fachklinik Sonnenhof.

An der Nagold-Talsperre

Höchst spannend geht es auf den nächsten Kilometern abseits jeglichen Verkehrs weiter. Doch der nächste Halt ist nicht weit. Ein Stopp beim Seeheiner an der Nagoldtalsperre ist für die meisten Motorradfahrer im Schwarzwald obligatorisch. Als gemütlicher Gasthof existiert dieser weithin bekannten Biker-Treff bereits seit Mitte der 1990er-Jahre.

Das wunderschöne Gasthaus befindet sich in einmaliger, exponierter Lage, direkt an der Seemitte des Nagoldtal-Stausees. Dieser gehört zum Ortsteil von Seewald im Landkreis Freudenstadt.

Weiter geht es in Richtung Norden, über das Poppeltal, in das Heidelbeerdorf Enzklösterle. Die schmackhafte blaue Frucht wächst hier, dank des guten Nährbodens in den Tannenwäldern, sehr zahlreich. In früheren Zeiten sorgte sie sogar für den Lebensunterhalt ganzer Familien. Noch immer findet der Heidelbeere zu Ehren alljährlich ein gleichnamiges Fest statt.

Neben dem Pflücken und Verkauf von Heidelbeeren, gab es noch ein zweites starkes Gewerk: Die Flößerei. Flößer brachten das abgebaute Holz die Große Enz hinab in andere Orte. Die Wanderung „Jockeles Flößerweg“ lässt Gäste auf ihren Spuren wandeln. Direkt im Ortszentrum befindet sich der Kurpark der mit zahlreichen Sitzgelegenheiten und Liegestühlen zu einer kleinen Pause einlädt. Der Torbogen des einstigen Klosters (daher „EnzKlösterle“) ist heute der Eingang zum Landgasthof Krone.

Uns zieht es jetzt aber wirklich wieder weiter. Die Tour ist zwar eine unserer Kürzesten, aber trotzdem freuen sich alle, bald wieder im in Bad Wildbad anzukommen.